Nadelfabrik Zimmermann

„Der Eisbär verläßt Aachen“, so titulierten die Aachener Nachrichten am 10.3.1998 einen Bericht über das Ende der alteingesessenen Aachener Nadelfabrik ‘Jos. Zimmermann GmbH& Co.KG’, deren Produktzeichen als weißer Eisbär auf blauem Grund unverkennbar war. Der schwäbische Konzern Groz-Beckert, ein führender Hersteller von Industrienadeln und Präzisionsteilen, hatte die Nadelfabrik Zimmermann 1997 übernommen und nur wenige Monate später die Produktion nach Portugal verlegt. Damit schloss die letzte Aachener Nadelfabrik innerhalb des alten Stadtkerns ihre Tore.

Zunächst aber zu den Anfängen. 1820 etablierte Ludwig Zimmermann (22.11.1781 – 5.9.1854) einen handwerklichen Nadelbetrieb in der Rosstraße in Aachen. Sein Sohn vergrößerte den kleinen Betrieb und firmierte 1838 unter dem Namen ‘Josef Zimmermann’. Angesichts der wachsenden Bedeutung der Nähmaschinen erfolgte um 1865 die Aufnahme der Herstellung von Nähmaschinennadeln. Um 1900 reagierte man äußerst schnell auf die Nachfrage nach Grammophonnadeln und begann nach kurzer Zeit mit deren Produktion. Diese Nadeln wurden weltweit vertrieben, wobei Verträge mit namhaften Grammophonfirmen eine große Rolle spielten. Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch mit der Produktion von Glaskopf-Stecknadeln und anderen Spezialnadeln begonnen. 1953 fing man damit an, Verpackungen und Dosen aus Kunststoff sowie Markiernadeln und Ziernägel mit ‘Plastic-Köpfen’ herzustellen. Bereits drei Jahre später wurden auch Kunststoff-Hülsen für die Textilindustrie hergestellt. Aus der räumlichen Nähe zur Textilindustrie Aachens kam man auf die Idee, statt der zu dieser Zeit üblichen Papp- und Edelmetallhülsen Garnträger aus Kunststoff herzustellen. Eine für die Zukunft des Unternehmens besonders wichtige Entscheidung war die Fertigung und Weiterentwicklung der Tufting-Nadeln, die für die Herstellung von Teppichware verwendet werden. Dieses Produkt sollte schließlich die Spezialität des Unternehmens werden – man hatte zuletzt einen Weltmarktanteil von rd. 60%. Da die Eigentümerfamilie sich jedoch auf die inzwischen nach Alsdorf verlegte Kunststofffertigung konzentrierte, trennte man sich von der Nadelfabrik.